Stellwerk Magazin

phil.COLOGNE 2015 - III Spiel der Macht – House of Cards

Vorwort

Die phil.COLOGNE 2015 fand vom 27. Mai bis 3. Juni in verschiedenen Veranstaltungshäusern in ganz Köln statt. Das Festival erreichte auch im dritten Jahr eine große mediale Resonanz. Die über 40 Veranstaltungen und Diskussionen waren gut besucht und wurden live im Radio auf WDR 5 übertragen. Bekannte Menschen aus Politik, Kultur, Sport und natürlich der Philosophie waren eingeladen. Es wurde den verschiedensten Fragen von Religion über Alltag bis hin zu aktuell gesellschaftlichen Themen nachgegangen - Was ist die Philosophie eines guten Lebens oder einer guten Ehe? Gib es eine Philosophie des Hundes? Inwiefern sind Träume mit unserer Realität verbunden? Was ist eigentlich Zeit?

Die US-amerikanische Erfolgsserie "House of Cards" vom Internetdienst Netflix ist ein weltweites Phänomen. Die Serie, welche den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Frank Underwood (gespielt von Kevin Spacey) auf seinem Weg zum höchsten Amt der USA begleitet, ist auch die Lieblingsserie vieler Politiker, wie etwa dem Grünen Bundestagsabgeordneten Jürgen Trittin. Dieser hat im Gespräch mit dem Philosophen Christoph Menke den Besonderheiten der Serie und den Grund ihres Erfolges nachgespürt.

Für Trittin ist "House of Cards" ein Gegenstück zur politischen Talk-Show-Kultur, die vor allem hierzulande Konjunktur hat. Trittin findet die Serie zugleich politisierend wie unterhaltend und beschreibt sie als eine in der postmodernen Verhaltensweise des neuzeitlichen Politikbetriebes – zumindest ansatzweise – realitätsnah dargestellt. Beispielsweise im fiktiven Zusammenspiel von Politik und Presse sieht er durchaus Parallelen zur realen Politik. Zwar werden unbequeme Journalisten nicht vor eine fahrende U–Bahn geworfen, wie zum Ende der ersten Staffel, doch bestehe eine wirkungsmächtige Beziehung zwischen Politiker und Journalist, welche natürlich im Rahmen der verfassungsmäßigen Kontrollfunktion der Presse für die Politik durchaus relevant sei, so Trittin.

Christoph Menke: Professor für praktische Philosophie im Bereich der Politischen und Rechtsphilosophie an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Zuletzt 2013 erschienen: "Die Kraft der Kunst" (Suhrkamp). | Jürgen Trittin: Seit 1998 Bundestagsabgeordneter der Bündnis '90/die Grünen und bis 2005 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter der Regierung Schröder gewesen. Zuletzt 2014 erschienen: "Stillstand – made in Germany: Ein anderes Land ist möglich!" (Gütersloher Verlagshaus)

Christoph Menke mag das clevere Format der Serie zwar auch, findet sie aber doch weniger realistisch und an manchen Stellen gar paradoxal. Den Standpunkt, dass die Serie uns Zuschauern Politik zu zeigen vermag, sieht er eher skeptisch. Denn es träten verstärkt Figuren als Handlungszentren in den Fokus. Die Parteien hätten im Gegensatz zur Wirklichkeit eine sehr untergeordnete Rolle. Zudem hätten die Handlungen der Akteure klare Grenzen, die sich nur im dargestellten Zirkel der Serie bewegen würden, in "House of Cards" entsprechend also Washington D.C. Beide Serienliebhaber waren sich dahingehend einig, dass es der Serie an politischer Programmatik fehle, da weder realpolitische Probleme, wie etwa ökonomische oder gesellschaftliche Fragen behandelt würden. Auch das realpolitische Alltagsgeschäft, Gesetze und Reformen hätten in der Serie überhaupt keine Bedeutung, zwar werde in der ersten Staffel eine Bildungsreform vorbereitet, doch ist der Inhalt dieser Reform für den Plot der Serie nicht von Belang, es könnte genauso eine Bergbaureform sein, so Menke in der Diskussion

Erstaunlich an der Serie sind aber dennoch ihre Bezüge zur Realität, indem sie etwa die Protestgruppe "Pussy Riot" oder den fiktiven russischen Politiker Petrov, der laut Menke eine Reinkarnation Putins sei, in den Plot mit einbauen. Natürlich wurde auch der Bogen zu Barack Obama und seiner enorm erfolgreichen Mobilitätskampagne in seinem ersten Wahlkampf 2008 geschlagen und auch ein Blick auf die zukünftige Präsidentschaftswahl in den USA geworfen. Denn auch wenn die Serie fiktional ist – was auch gut sei, weil die Wirklichkeit dann doch viel zu langweilig wäre, musste Jürgen Trittin zugeben –, so sind dennoch reale Bezüge erkennbar, die wohl mit der Grund für die unglaubliche Resonanz dieser Serie sind.

Fotos: phil.COLOGNE

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