Stellwerk Magazin

Rezension „Renaissance“

Vorwort

Vom 16. Juni bis zum 28. Juli ist die Ausstellung „Renaissance“ der Künstlerin Manuela Leinhoß im Projektraum „ak“ in Köln Ehrenfeld zu sehen. Ihre Arbeiten wurden bereits in Berlin, Nürnberg, Basel und London ausgestellt und jetzt erstmalig auch in ihrer Heimatstadt.

Renaissance – „Wiedergeburt“ wird eine Epoche des Umbruchs benannt, der Übergang hin zu einer neuen Zeit, die sich jedoch noch nicht wirklich fassen und greifen lässt. Im Prozess der Ablösung wird das Vergangene wiederbelebt und Altes neu dargestellt. Die Bedeutung des Ausstellungstitels wird durch die vier im Raum verteilten Skulpturen und die drei an der Wand installierten Objekte vielfältig reflektiert. Auf den ersten Blick erinnern sie an Funktionsmöbel einer Science Fiction-Erzählung. Diese werden von der Künstlerin zusammen mit Fundstücken aus ihrem privaten Besitz arrangiert. Die auf dem Ausstellungsposter abgebildete Schaufel gehörte neben der Felderde zu einem Bauernhof, auf dem die Künstlerin für ein paar Jahre lebte. Auf ein weiches Kissen gebettet wird das Abgewrackte des ausgedienten Gegenstands zärtlich konterkariert. Viele der Skulpturen wirken einerseits berührend und vertraut, zugleich aber befremdlich und mystisch. Für Leinhoß selbst fungieren sie als „Speicher subtiler Energie, Pforten zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“. Die Grenzen zwischen Innen und Außen, Imagination und Realität, Kunst und Leben scheinen aufgelöst.

„zwischen Tag und Traum“: Prozesse der Vitalisierung

Bevor sie zur Kunst fand, studierte Manuela Leinhoß Philosophie, Germanistik und Anglistik an der Universität zu Köln. Für ihre Werke sind bestimmte literarische Texte, wie etwa von Virginia Woolf, Sylvia Plath oder Rainer Maria Rilke, besonders einflussreich, doch bezeichnet sie diese Begegnung zwischen Kunst und Literatur in ihrem Werk lieber als „Verwandtschaft“. Durch die Lektüre entwickelt sich immer wieder ein neuer Blick auf die Dinge, der als weitere Dimension ihr Werk ergänzt und darin verinnerlicht wird – im Sinne einer gegenseitigen Belebung. Ihre Arbeiten möchten jedoch nichts illustrieren oder übersetzen. Die Texte seien zwar immer im Hinterkopf anwesend, doch machen sie neben Filmen, Musik, Alltagsgegenständen und Erinnerungen nur einen kleinen Teil der Inhalte ihrer Werke aus. Betrachtet man jedoch die Zusammensetzung einzelner Elemente in Verbindung mit den Titeln, offenbart sich wiederum die Leidenschaft für eine poetische Sprache sowie das Verlangen, Geschichten erzählen zu wollen.

Fotos: Mareike Tocha | Installationsansicht: Manuela Leinhoß, Renaissance, ak Raum, Köln, 2018

Das Werk The teaches of beaches besteht aus einem Abguss des Arms der Künstlerin, der wie abgestorben auf einer Sockelkonstruktion liegt. Im Ensemble der Objekte aber vollzieht sich ein Prozess der Vitalisierung. Dieses Tableau vivant verdankt seine Intensität einem Miteinander von sinnlichen, fragilen und grotesken Elementen. In Motiven wie den Fenstern und Schwellen, wie den von Geisterhand bewegten, eingefrorenen Tüchern und Schleiern, etwa in full new moon oder break dance , bleibt die Ungewissheit präsent, was sich hinter oder unten ihnen verbirgt. Leinhoß' Formensprache ist persönlich, ihre Konstruktionen wirken eigentümlich. Miteinander entfalten sie eine geradezu magische Atmosphäre zwischen abstraktem Interieur und Landschaft, ein – wie es bei Rainer Maria Rilke heißt – Ort „zwischen Tag und Traum“1Rilke, Rainer Maria: Die frühen Gedichte. Leipzig 1922, S. 10..

Fotos: Mareike Tocha | Installationsansicht: Manuela Leinhoß, Renaissance, ak Raum, Köln, 2018

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