Stellwerk Magazin

Super Mario Goes Classic

Vorwort

Ein genremäßig eher untypisches Konzert fand am Freitag, den 24.8.18, in der Kölner Philharmonie statt. Eingebunden in die Veranstaltungstage der Gamescom präsentierte das WDR Funkhausorchester gemeinsam mit dem WDR Rundfunkchor an diesem Abend eine bunte Mischung aus Videospiel-Soundtracks, welche die Konzertbesucher und Gaming-Fans wortwörtlich von ihren Stühlen riss.

WFO WDR Funkhausorchester | ©WDR/Overmann

Videospiele und Philharmonie? 8bit-Musik und Sinfonieorchester? Auf den ersten Blick scheinen sich diese Dinge gegenseitig auszuschließen. Mit Videospielen verbindet man eher heimelige Wohnzimmerpartys und stundenlanges Zocken denn einen Abend in einem renommierten Konzerthaus. Und ein sinfonisches Orchester, das statt bekannter Größen der Klassik wie Wolfang Amadeus Mozart und Joseph Haydn, Soundtracks aus Assassin’s Creed und Super Mario präsentiert? Klingt ungewöhnlich.

Ungewöhnlich ist es vielleicht, doch schon längst keine Seltenheit mehr. Bereits seit vielen Jahren veranstaltet das WDR Funkhausorchester regelmäßig Konzerte, bei denen auch Gaming-Fans auf ihre Kosten kommen. Soundtracks aus 40 Jahren Videospiel-Geschichte werden konzertant aufgeführt und in einen ganz neuen Zusammenhang gesetzt. Doch wer bei Videospielmusik ausschließlich an die penetranten Computersounds aus beispielsweise Tetris denkt, der irrt sich gewaltig. Denn schon lange hat sich die Gamemusik zu einem eigenen, künstlerisch anspruchsvollen Genre entwickelt. Nicht selten sind es monumentale Klangwelten, die das Setting des jeweiligen Spiels musikalisch widerspiegeln. So facettenreich das Gameplay gestaltet ist, so facettenreich ist auch die Musik; es sind meist feine Nuancen, die den Spieler immer in die richtige Stimmung versetzen; Bedrohungen, ein gewisser Gruselfaktor oder einfach Hoffnung und Erleichterung sind Elemente, die der Spieler auch in der Musik wiederfindet, während er seine Story spielt.

Wie vielfältig Videospielmusik tatsächlich sein kann, hat das WDR Funkhausorchester an diesem Freitagabend in der Kölner Philharmonie auch Nicht-Gamern gezeigt. Filmreife und sehr assoziative Klänge und Rhythmen nahmen die Zuhörer sogleich mit auf eine Fantasiereise in fremde Welten und Geschichten. Dschungelrhythmen, eine Unterwasserwelt, Wind- und Waldgeräusche, eindrucksvolle Chorgesänge – bei den ausgewählten Stücken war alles dabei. Das Programm erstreckte sich über berühmte Action-Adventures wie Uncharted, Tomb Raider und Assassin’s Creed bis hin zu den eher künstlerisch angelegten Spielen Journey und Ori and the Blind Forest. Unterschiedlicher könnten die Genres und Sounds kaum sein, dennoch oder gerade deswegen, ließen sie sich wunderbar miteinander vereinen und wirkten in der sinfonischen Fassung beinahe magisch auf die Zuhörer.

Dieser Effekt ist noch größer, wenn man die dargebotene Musik aus seinen eigenen Erfahrungen wiedererkennt. Und offensichtlich war dies an diesem Abend der Fall, denn das Publikum war regelrecht begeistert von der Leistung des WDR Funkhausorchesters und des WDR Rundfunkchors sowie des Solo-Pianisten Benyamin Nuss. Standing Ovations nach dem klangvollen, nahezu epischen Finale aus The Last Guardian führten schließlich zu der lang ersehnten Zugabe. Denn welches Spiel darf bei Videospielmusik niemals fehlen? Genau, der Soundtrack des berühmten kleinen Klempners auf seiner Mission, Prinzessin Peach zu befreien: Super Mario. Und so wurde das Konzert, das eher von klangvollen, getragenen Werken geprägt war, abgeschlossen mit einem absoluten Gute-Laune-Soundtrack und Dauer-Brenner unter der Gamemusik.

Header-Bild: ©Pixabay