Stellwerk Magazin

POETICA 5 Zustände der Euphorie

Vorwort

Das inzwischen fest im kulturellen Leben Kölns angekommene Literaturfestival Poetica erfährt in diesem Jahr seine fünfte Auflage. Die Poetica wurde vor fünf Jahren von Günter Blamberger und Heinrich Detering gegründet. Maßgebliches Ziel ist es, hervorragende internationale DichterInnen hierzulande bekannter zu machen und in einer Woche intensiven Austauschs miteinander in Dialog zu bringen. Der Kurator oder die Kuratorin der Poetica ist dabei gleichzeitig Fellow am Internationalen Kolleg Morphomata, das neben der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Gastgeber der Veranstaltung ist.

© Silviu Guiman

Den Kern der Poetica bilden Autorenlesungen in Kultureinrichtungen der Stadt Köln, darüber hinaus ist sie aber gekennzeichnet durch den Austausch zwischen Wissenschaft und Literatur.

„Seit ihren Anfängen sucht die Poesie die Nähe zum Rausch. Keine Poesie ohne Jubel, Exaltation, Hingerissenheit. Inspiration und Euphorie gehören zur Grundausstattung, das Streben in die Vertikale bleibt Programm. Man kann auch in die Höhe fallen, so wie in die Tiefe“, so lauteten die erhabenen Worte des Schriftsteller und diesjährigen Kurator Aris Fioretos zum Auftakt des Weltliteraturfestivals in der Aula der Universität zu Köln. Insgesamt acht Autoren und Autorinnen wurden von Fioretos nach Köln eingeladen, um über das Rauschartige im eigenen dichterischen Schaffen ins Gespräch zu kommen. Mit den Dichtern und Dichterinnen Mircea Cărtărescu aus Rumänien, Oswald Egger sowie Marion Poschmann aus Deutschland, Agi Mishol aus Israel, Christian Kracht aus der Schweiz, Mara Lee aus Schweden, Lebogang Mashile aus Südafrika sowie Jo Shapcott aus England, begann die erste von insgesamt neun Veranstaltungen.

Der Andrang zum Auftakt rund um den Rausch bewirkte eine spontane Vergrößerung des Universitätsaals, sodass sich auch der Letzte von den poetischen Klängen der internationalen Gäste berauschen lassen konnte. Monika Schausten, Dekanin der Philosophischen Fakultät, sowie Günter Blamberger, Direktor des Internationalen Kollegs Morphomata, betonten den hohen Stellenwert der Poesie und Dichtung in der Gegenwart und dankten den Autoren und Autorinnen sowie allen Beteiligten für die bisherige Zusammenarbeit.

 Mircea Cărtărescu | © Silviu Guiman

Mircea Cărtărescu | © Silviu Guiman

Nacheinander bat Aris Fioretos seine Gäste ans Rednerpult, um aus ihren Gedichten und Texten vorzutragen. Ein besonderer Hörmoment waren die Vorträge der internationalen Gäste in eigener Muttersprache. Diese wurden zusätzlich durch ein Schauspielerduo, bestehend aus Nicola Gründel und Philipp Plessmann unterstützt, welche die Lyrik anschließend in deutscher Sprache vortrugen. Lebogang Mashile verbreitete mit ihrer eindringlichen Vortragsweise des Gedichts „Vulva Volcanoes“ Begeisterung im Publikum. Mit ihrer ausdrucksstarken Gestik und Stimmmelodie rief die südafrikanische Poetry-Slammerin eine Gänsehaut hervor. Nachdem die Künstler und Künstlerinnen ihre Werke dem Publikum präsentiert hatten, richtete der Kurator des Festivals Fragen an die einzelnen Autoren und Autorinnen zum Schwerpunkt der diesjährigen Poetica: Euphorie, Grenzerfahrung und Rausch in der Literatur. „Warum die Extreme?“ fragte Fioretos den Autor Christian Kracht bezüglich seiner Werke, die oft von Grenzerfahrungen und Ausnahmecharakteren handeln. „Weil mich das Grausame schon seit jeher fasziniert“, erklärte der Schweizer Autor dem Publikum. Mircea Cărtărescu dagegen ist vor allem fasziniert vom Eros: „Eros is Poetry“, erklärte er.

Aris Fioretos im Gespräch mit Christian Kracht | © Silviu Guiman

Der Auftakt der Poetica endete mit einem Empfang und ermöglichte damit dem Publikum die Möglichkeit, den Autoren noch einmal persönliche Fragen zu stellen und in einen offenen Austausch zu treten. Die erste der neun Veranstaltungen machte definitiv Lust auf mehr und verspricht eine Woche, die zum Abheben, Schweben und Erleben einlädt.

Fotos: Silviu Guiman