Stellwerk Magazin

Gina Étés neuer Song „Mauern“

Vorwort

Die gebürtige Schweizerin und Studentin der Kölner Musikhochschule reiste im August 2018 mit ihrer Band in die USA. In einem Analogstudio in San Francisco nahm sie vier Singles gemeinsam mit dem Produzenten John Vanderslice (St. Vincent, Sophie Hunger) auf. Jetzt geht die Gruppe mit ihren neuen Songs auf Tour. Gina Été spielt nicht nur Viola, Klavier und singt in vier Sprachen, sondern traut sich auch, auf der Bühne die gegenwärtige Weltpolitik zu kommentieren. Am 31.03.19 gibt sie ein Konzert in der Kölner Lichtung.

Gina Été | © Ida Aydogan

Ein Song, mitten in San Franciscos lateinamerikanisch geprägten Mission District produziert, der ‚Sonnenseite‘ der mexikanischen Einwanderung, und ein Musikvideo, das an der Mauer von Mexiko spielt – die Konflikte der Einwanderungspolitik thematisiert die Musikern Gina Été in ihrer neuen Single „Mauern“.

Kritik an der weltweiten Einwanderungspolitik

„Mauern“ ist Kritik und Selbstkritik zugleich. Der Song beschreibt auf der einen Seite Étés persönliche Wut gegenüber der aktuellen Einwanderungspolitik und ist zugleich ein Appell an die eigene Haltung, Stellung zu beziehen und zu handeln. Wut empfindet sie vor allem über Menschen in politischen Machtpositionen, die in der Verantwortung wären, den Konflikten der Einwanderung entgegenzuwirken, aber stattdessen stillschweigend zuschauen oder diese sogar verschärfen – zum Beispiel mit dem Bau von Mauern und Zäunen, wie nicht nur aktuell in Mexiko, sondern weltweit zu sehen ist. Die riesige Mauer zwischen Israel und Palästina, an der auch Été auf einer ihrer Reisen stand, bewegte sie zu dem Song. Multikulturalität und Migration nimmt die Musikerin als natürlichen und gewinnbringenden Prozess wahr. Im von Einwanderung geprägten Mission District mit seinen farbigen Häusern und mexikanischen Läden hat sie die kulturelle Vielfalt der USA von einer ihrer schönsten Seite kennengelernt. Ihrem Unverständnis gegenüber der Angst und Ablehnung von Migration macht sie in dem Song Luft.

Videostill "Mauern", Gina Été | Regie: Joel Olmedo, Juan Jacobo del Castillo

An der Mauer zu Mexiko

„Die Mauern wachsen mir über den Kopf und das vertrag ich nicht, ich seh' ja nicht mehr rüber, bis nach Mexiko...“

Mit dem Musikvideo fügt sie der Thematik eine weitere Perspektive hinzu. Nicht Été und ihre Band sind darin zu sehen, vielmehr wird die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der sein Land verlassen muss und auf dem Weg zur Grenze von Mexiko in Proteste verwickelt wird. Die beiden mexikanischen Dokumentarfilmregisseure Joel Olmedo und Juan Jacobo del Castillo drehten den Clip und offenbaren damit auch ihre persönliche Sicht auf Migration und die problematische Einwanderungspolitik Trumps. Mexiko lebe in einer Welt von Parallelen, in der Missbräuche aufgrund von organisierter Kriminalität und Korruption stattfinden, so Olmedo und Castillo im Dialog mit Gina Été: „Die derzeitige Politik von Herrn Trump sowie das Fehlen angemessener Initiativen von Seiten der mexikanischen Behörden haben diese Probleme in gewisser Weise verstärkt, die wiederum zu Ablehnung und Kritik in der mexikanischen Gesellschaft geführt haben. Dies entlarvte eine harte Realität, in der Rassismus den Alltag jedes Mexikaners und jeder Mexikanerin dominiert.“ 1aus dem Spanischen übersetzt von der Autorin Neben den eigenen Aufnahmen untermalen reale, journalistische Bilder von den Grenzen Mexikos die Wut des Songs eindrücklich. Die Situation an der mexikanischen Grenzregion beschreiben die beiden Dokumentarfilmregisseure so: „Die Mauer an der Nordgrenze des Landes stellt den goldenen Käfig dar, in dem Tausende von Migranten jeden Tag willkürlich gefangen und eingeschlossen sind. Im sozialen Imaginären gibt es Mauern, die aufgrund von Unwissenheit und Gleichgültigkeit geschaffen werden. Es ist notwendig, diese einzureißen, um zu verstehen, dass Migration ein Menschenrecht ist.“ 2aus dem Spanischen übersetzt von der Autorin

Das Video gibt aber nicht nur Einblicke, wie es sein könnte, Mexiko zu verlassen, sondern auch jedes andere Land, wenn man nicht das Glück hat, den ‚richtigen‘ Ausweis zu besitzen. Gina Été hofft, dass ihr Song dabei helfen kann, manche der Mauern einzureißen, die gerade um uns herum gebaut werden.

Videostill "Mauern", Gina Été | Regie: Joel Olmedo, Juan Jacobo del Castillo

Header: © Gina Été

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