Stellwerk Magazin

Ein Kommentar Tod allein bleibt dem König!

Vorwort

Im dritten Jahr ihres Bestehens wirbt die phil.COLOGNE, ein “internationales Festival der Philosophie”, mit einem Vortrag des einflussreichen Gegenwartsphilosophen Peter Singer, der am 31. Mai 2015 zum Thema “Retten Veganer die Welt?” sprechen sollte. Vier Tage vorher geben die Verantwortlichen jedoch kurzum die offizielle Ausladung Peter Singers bekannt. Zur Begründung wird ein kurz zuvor publiziertes Interview mit Singer angeführt, in dem er zu einem ganz anderen Thema umstrittene bioethische Thesen erneut darlegt, die er seit Jahrzehnten bereits konsequent und öffentlich vertritt. Diese Reaktion löst vehemente Kritik und eine breite und erhitzte öffentliche Debatte über das Gut der Redefreiheit, über Wesen und Auftrag der Philosophie und über die Integrität der phil.COLOGNE und ihrer Verantwortlichen aus.

Gepriesen, als Bollwerk der Freiheit, bleibe in allen Zeiten der Diskurs! So lautete in unseren allzu gutgläubigen Ohren die Botschaft, die wir Studierende erklingen hörten, als die Geburtsstunde des "Internationalen Festivals der Philosophie", der phil.COLOGNE, enthusiastisch verkündet wurde. Umso tragischer, dass wir diese so hehre Selbstbeschreibung im erst dritten Jahr ihres Bestehens schon in doppelt und dreifach hervorzuhebende Anführungsstriche setzen müssen. Nicht bloß desillusioniert, sondern zutiefst empört sehen aber auch wir der Wahrheit ins Auge: Mit der rückgratlosen Ausladung Peter Singers hat sich das Festival fürwahr mit einem Schlag und unwiderruflich "selbst ad absurdum geführt"1Brendel et al.: Gegen Populismus und Denkverbote in der Philosophie. 22 Philosophen kritisieren die Ausladung Peter Singers hart und fordern Konsequenzen. – In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 04./05. Juni 2015.. Diese brisante Entscheidung, die in den letzten Wochen zu Recht zu einem öffentlichen Aufschrei führte, kann so, wie sie getroffen wurde, nur als Absage an den Diskurs und als Bruch mit dem Kernstück der Philosophie gewertet werden – gewissermaßen ein Verrat an deren innersten sokratischen Prinzipien. Wie also konnte sie von den Verantwortlichen eines "Festivals der Philosophie" rechtfertigt werden?

Singers polarisierendes Denken

Unbestritten ist, dass der Philosoph Peter Singer mit seinem Denken polarisiert. Die Radikalität seiner konsequentialistischen bioethischen Thesen erhitzt die Gemüter seit Jahrzehnten. Sie stieß seitens der akademischen Welt auf Kritik und rief vor allem in der Öffentlichkeit immer wieder massiven Protest hervor. Die Emotionalität und Kontinuität, mit der diese Debatte um sein Denken geführt wird, liegen beide in jenem Zwiespalt begründet, der zwischen seinen Verdiensten insbesondere um die Tierrechte und seinen umstrittenen, weil radikalen Ansichten zu Themen wieder Präimplantationsdiagnostik und dem Umgang mit schwerstbehinderten Neugeborenen. Denn Singer erachtet eine Tötung unter bestimmten Umständen durchaus als gerechtfertigte Option.

So unterschiedlich diese Momente jedoch zunächst gelagert zu sein scheinen und so verschieden sie auch gerade gesellschaftspolitisch diskutiert werden: Beide sind das konsequente Produkt derselben seriösen, argumentativ ausgeführten Philosophie, eines einzigen stringenten und begründeten Denkens, dem Singer allem Widerstand zum Trotz stets treu geblieben ist. Persönlich mag man von seinen Thesen halten, was man will – doch die "intellektuelle Unbestechlichkeit und die Integrität von Peter Singer sind über jeden Zweifel erhaben"2Brendel et al.: Gegen Populismus und Denkverbote in der Philosophie. 22 Philosophen kritisieren die Ausladung Peter Singers hart und fordern Konsequenzen. – In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 04./05. Juni 2015., soviel bleibt festzustellen.

Einladung zum kritischen Diskurs?

Eben dadurch, dass seine Thesen Ursprung, Begründung und Rechtfertigung aus einem wohl durchdachten System von Argumenten, aus Philosophie beziehen, erhalten sie sich ihre anhaltende Brisanz und immer neue Aktualität. Sie werden so zu Gegenstand und Problem eines Diskurses, der aus der Philosophie entspringt und dem sie sich ihrer Natur gemäß stellen muss. Insofern konnten wir Studierende die Einladung Singers auf die phil.COLOGNE nur begrüßen, implizierte sie doch, dass die Veranstalter die Ideale derselben ernst nehmen und sich dem Denken Singers ihnen gemäß annehmen wollten. Dass sich der Vortrag, den Singer zu halten gedachte, mit seinem philosophischen Plädoyer für die Rechte der Tiere unter der Diskussion des Veganismus auseinandersetzen sollte, wies natürlich darauf hin, dass die Kontroverse um seine bioethischen Thesen nicht explizit zum Gegenstand gemacht werden sollte. Gerade daraus nährte sich jedoch sicherlich auch für manchen die Hoffnung, dass sich hier ein Rahmen bieten würde, Singers Denken objektiv begegnen und auf dieser Basis abseits von emotional aufgeladenen Positionierungen in einen direkten und kritischen Diskurs mit ihm treten zu können.

Die Ausladung

Doch es kam alles anders: Die phil.COLOGNE lud Singer aus. Die fadenscheinige Begründung: Ein mit ihm kurz vor seinem geplanten Vortrag vollkommen unabhängig vom Festival geführtes Interview der Neuen Zürcher Zeitung3Vgl. "Ein Embryo hat kein Recht auf Leben", Interview mit Peter Singer, geführt von Nina Streeck. – In: Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am Sonntag vom 24.05.2015, http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/philosoph-peter-singer-ein-embryo-hat-kein-recht-auf-leben-1.18547574 (eingesehen am 25.06.2015)., in der er seine kontroversen bioethischen Thesen wie seit Jahren schon offen vertritt, verhindere eine "sachorientierte Diskussion zu der von der phil.COLOGNE angestrebten Thematik"4http://www.philcologne.de/ (eingesehen am 30.05.2015).. Man könne also aufgrund seiner bioethischen Position nicht mit ihm über Veganismus (!) sprechen.

Nicht nur, dass das Interview, auf das die Veranstalter sich hier berufen, an sich bereits den Idealen eines seriösen Journalismus zu spotten scheint – durch den eklatanten Mangel an journalistischer Technik, Scharfsinn und Objektivität, den Nina Streeck, die betreffende Reporterin der NZZ, unter Beweis stellt. Man konstatiert zudem, dass Singers darin zum Ausdruck gebrachte Position "im Widerspruch zum humanistisch-emanzipatorischen Selbstverständnis"5http://www.philcologne.de/ (eingesehen am 30.05.2015). der phil.COLOGNE stehe. Spätestens hier fragt man sich unwillkürlich, wie die Veranstalter ernsthaft vertreten wollen, dass dieses hier erstmals formulierte, nebulöse Selbstverständnis dann zuvor nicht mit der Einladung Singers, der seiner Position ja in jeder Hinsicht treu blieb, konfligierte. Und vor allem, inwiefern ein Selbstverständnis, das mit der Möglichkeit eines objektiven, ehrlichen und vorurteilsfreien Diskurses "im Widerspruch" stehen soll, überhaupt humanistisch-emanzipatorisch und einer philosophischen Debatte würdig sein kann. Welchen anderen Schluss könnte man hier schon ziehen als die beschämende Folgerung, dass die willkürliche, unbegründete Ausladung Singers reinem Opportunismus entsprang?

Stimmen des Protests

Zu Recht erhoben daher 22 Philosophieprofessoren aus ganz Deutschland in einem offenen Brief ihre Stimmen, klagten den populistisch-opportunistischen Hintergrund dieser Entscheidung öffentlich an und wiesen auf ihre Unvereinbarkeit mit den aufklärerischen und argumentativ-diskursiven Prinzipien der abendländischen Philosophie hin. Sie sprachen auch für uns Studierende, als sie feststellten, dass die Veranstalter der phil.COLOGNE "dieses Verständnis von Philosophie leichtfertig und ohne Not preiszugeben" bereit waren, indem sie diese "schwerwiegende Fehlentscheidung [trafen], von der nicht zuletzt eine verheerende Signalwirkung für die philosophische Diskussionskultur in Deutschland ausgehen könnte"6Brendel et al.: Gegen Populismus und Denkverbote in der Philosophie. 22 Philosophen kritisieren die Ausladung Peter Singers hart und fordern Konsequenzen. – In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 04./05. Juni 2015.. Und angesichts der öffentlichen Aussagen eines der Verantwortlichen des Festivals erscheint diese Warnung dringlicher denn je. Wolfram Eilenberger nämlich, der sich bereits in vorherigen phil.COLOGNE-Veranstaltungen durch einen erschreckenden Mangel an Professionalität und Sachkenntnis und einen Überfluss an Massenkonformität hervortat7Kommentiert wurde dies beispielsweise in einem beim STELLWERK-Magazin publizierten Rezensionsessay der Verf. zur letztjährigen phil.COLOGNE; vgl. bei Interesse die Verf.: Schwarzgespinste. – In: STELLWERK. Text. Bild. Bühne, http://stellwerk-magazin.de/magazin/artikel/2014-07-03-schwarzgespinste (eingesehen am 25.06.2015)., krönte den Skandal der Ausladung noch, ließ er als promovierter Philosoph sich doch im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger tatsächlich zu folgender Aussage hinreißen: "Manche Argumente, die Singer vorträgt, sollten wir nicht widerlegen, sondern einfach zurückweisen."8http://www.ksta.de/kultur/philosophie-festival-phil-cologne--peter-singer-empoert-ueber-ausladung,15189520,30809556.html (eingesehen am 25.06.2015). Das ist, mit Verlaub gesagt, nicht bloß erschreckend, sondern beschämend – vor allem für den Veranstalter eines selbsternannten "Fest[s] des Denkens"9http://www.philcologne.de/klassedenken/ (eingesehen am 25.06.2015)., dessen Selbstcharakterisierung als "inspirierend, vielfältig, orientierend"10http://www.philcologne.de/klassedenken/ (eingesehen am 25.06.2015). nun gänzlich als blanker Hohn erscheint.

Stellungnahme der Veranstalter

Den Veranstaltern der phil.COLOGNE schien dies jedoch keineswegs zu denken zu geben. Von der wohlbegründeten Empörung der Professoren berechtigterweise unter Zugzwang gesetzt veröffentlichte einer von ihnen, Jürgen Wiebicke, nämlich eine Antwort auf den offenen Brief, deren ursprüngliche Intention es wohl war, die Entscheidung, Singer auszuladen, zu verteidigen. Vom "Widerspruch zu dem humanistisch-emanzipatorischen Selbstverständnis" der Veranstaltung war hier aber merkwürdigerweise mit keinem Wort mehr die Rede. Stattdessen verwies Wiebicke auf die Gefahr, die von sich bereits abzeichnenden Protesten von Gegnern Singers gerade nach der Publikation des Interviews mit der NZZ ausgegangen sei. Den Veranstaltern sei demnach nur "die Wahl zwischen zwei Übeln [geblieben]: entweder eine absurde Diskussion unter Polizeischutz oder eine Absage."11http://www.ksta.de/kultur/ausladung-von-peter-singer-von-der-phil-cologne--leider-gab-es-nur-zweimal-falsch-im-angebot-,15189520,30881822.html (eingesehen am 25.06.2015). Dass sie mit ihrer Entscheidung für die Ausladung Peter Singers und auch besagter erstveröffentlichter Stellungnahme jenen zuvor von ihm selbst kritisierten Gegnern Singers, die "immer wieder zu dem inakzeptablen Mittel […] griffen, ihn an öffentlichen Auftritten zu hindern, anstatt die Kontroverse mit ihm offen auszutragen"12http://www.ksta.de/kultur/ausladung-von-peter-singer-von-der-phil-cologne--leider-gab-es-nur-zweimal-falsch-im-angebot-,15189520,30881822.html (eingesehen am 25.06.2015)., höchstpersönlich in die Arme spielten, übergeht Wiebicke jedoch geflissentlich. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Welche der beiden Begründungsstrategien es also auch gewesen sein mag, die in den Augen der Veranstalter letztlich den wahren fatalen Ausschlag für die Ausladung Singers gab: Inakzeptabel bleiben beide allemal, denn beide stehen in eklatanter Diskrepanz zu Wesen und Geist der Philosophie und strafen die Selbstbetitelung des Philosophie-Festivals höhnisch Lügen. Gerade deswegen, und besonders da den Verantwortlichen selbst jeder Ansatz einer solchen Einsicht bislang abzugehen scheint, mutet jeder der bisherigen Versuche, die Entscheidung zu rechtfertigen, seltsam hohl und hilflos an. Und dass Wiebickes Stellungnahme dann auch noch die protestierenden Philosophieprofessoren als arrogant und selbstgerecht zu diskreditieren versucht, passt nur allzu gut in das nicht gerade schmeichelhafte Bild, das die phil.COLOGNE in dieser Debatte von sich selbst zu zeichnen scheint.

"Falsch bleibt falsch"

Die Widersinnigkeit und Unzulänglichkeit der Argumentationen Wiebickes und der anderen Verantwortlichen des Festivals hat Thomas Grundmann, Professor für Philosophie in Köln und einer der Initiatoren des Protests, in seiner persönlichen Stellungnahme auf Wiebickes Artikel bereits dezidiert und überzeugend aufdecken können: "Falsch bleibt falsch"13http://www.ksta.de/kultur/thomas-grundmann-von-der-uni-koeln-falsch-bleibt-falsch---zu-singers-ausladung-von-der-phil-cologne,15189520,30896506.html (eingesehen am 25.06.2015)., so pointiert er seine begründete, treffend scharfe Antwort auf dessen populistische Erklärungsversuche. Vor allem aber kontert Grundmann Wiebickes Aufforderung, die protestierenden Professoren mögen doch die "notwendigen Konsequenzen"14Brendel et al.: Gegen Populismus und Denkverbote in der Philosophie. 22 Philosophen kritisieren die Ausladung Peter Singers hart und fordern Konsequenzen. – In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 04./05. Juni 2015., die zu ziehen sie die Veranstalter der phil.COLOGNE in ihrem offenen Brief aufgefordert hatten, konkretisieren,15vgl. http://www.ksta.de/kultur/ausladung-von-peter-singer-von-der-phil-cologne--leider-gab-es-nur-zweimal-falsch-im-angebot-,15189520,30881822.html (eingesehen am 25.06.2015). mit berechtigten Vorschlägen. Und dass eine "öffentliche Entschuldigung an Peter Singer samt einer ehrlichen Aufarbeitung der Hintergründe seiner Ausladung"16http://www.ksta.de/kultur/thomas-grundmann-von-der-uni-koeln-falsch-bleibt-falsch---zu-singers-ausladung-von-der-phil-cologne,15189520,30896506.html (eingesehen am 25.06.2015). mindestens geboten ist und im Extremfall selbst Konsequenzen "bis hin zu einem Rücktritt der verantwortlichen Programmleitung"17http://www.ksta.de/kultur/thomas-grundmann-von-der-uni-koeln-falsch-bleibt-falsch---zu-singers-ausladung-von-der-phil-cologne,15189520,30896506.html (eingesehen am 25.06.2015). denkbar wären, kann angesichts des skandalösen Fiaskos um die Ausladung Singers kaum bestritten werden. Vielleicht wären Reaktionen wie diese die einzige Chance für die phil.COLOGNE, ihr Gesicht und ihre Glaubwürdigkeit als "Festival der Philosophie" zurückgewinnen zu können.

Schweigen

Doch fast drei Wochen gespannten Wartens sind mittlerweile ins Land gezogen, und die Verantwortlichen hüllen sich in verbittertes Schweigen. Die Pressemitteilung zur Ausladung Singers auf der Homepage des Festivals hat sich klammheimlich in Luft aufgelöst; einen Verweis auf die Debatte sucht man hier ebenfalls vergebens. Von einer öffentlichen Entschuldigung an Peter Singer, der seiner persönlichen Empörung zu Recht bereits nachdrücklich Ausdruck verleihen und seine Positionen richtigstellen konnte18vgl. hierzu das aufschlussreiche Gespräch Peter Singers mit dem Kölner Stadt-Anzeiger: "Das Leiden der Tiere geht uns alle an". Der australische Philosoph Peter Singer über Tierrechte, Sterbehilfe, menschliches Leben und seine Ausladung von der phil.Cologne, Interview mit Peter Singer, geführt von Michael Hesse. – In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 30./31. Mai 2015. und den die phil.COLOGNE mit der Ausladung als Philosophen und als Person diskreditierte, ja beleidigte, fehlt nach wie vor jede Spur.

Stattdessen wird Singer weiter als einer der Mitwirkenden des Festivals aufgeführt – eine Behauptung, die angesichts des Eklats um seine Ausladung an Dreistigkeit wohl kaum zu übertreffen ist. Das weiterhin so edelmütig verkündete Ziel, "zum Denken [einzuladen], […] an die Stelle des oberflächlichen Talks den vertiefenden Dialog [zu setzen]"19http://www.philcologne.de/klassedenken/ (eingesehen am 25.06.2015)., scheint damit endgültig vergessen, verfehlt, verraten zu sein. Stattdessen hofft man wohl, den Sturm der Kritik unter dem Deckmantel des Schweigens aussitzen zu können. Le roi est mort, vive le roi!

Zurück zu den Idealen der Philosphie

Eben hierin liegt also das Empörende des Skandals begründet: in der konsequenten und unbegründeten Verweigerung eines hochaktuellen und notwendigen Diskurses, die noch dazu unter das Banner einer missverstandenen Philosophie gestellt wird. Dass die phil.COLOGNE sich den Geistern, die sie rief, nicht gewachsen zeigt, mag an sich bereits erschütternd sein. Dadurch jedoch, dass sie es nun nicht einmal aufrichtig versucht, büßt sie selbst noch den letzten Rest an Authentizität und Würde ein, den sie sich vielleicht noch hätte bewahren können. Uns bleibt nur aufrichtig zu hoffen, dass die Veranstalter doch noch adäquat reagieren und sich auf den unschätzbaren Wert dessen rückbesinnen, was dem Festival erst Sinn und Bedeutung verleihen sollte: auf die Ideale der Philosophie als Königin der Wissenschaft, auf die Macht des begründeten Diskurses als deren König. Sollte dies gelingen, könnten die tiefschürfenden Risse, die sie ihrer eigenen Glaubwürdigkeit so hemmungslos und unbedacht zugefügt haben, mit der Zeit vielleicht wieder gekittet werden. Wenn sie versagen, wird der Schaden irreversibel, und die Idee eines freiheitlichen Geists der Philosophie wird vom Fest zu ihren eigenen Ehren endgültig zur hohlen Phrase erklärt. Gehängt wird dann damit die Königin. Und Tod allein bleibt dem König.

Foto: Timo Müller

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