Stellwerk Magazin

Ein Konzertbesuch Standing Ovation für Albert Hammond

Vorwort

Wer 50 Jahre an der Musikgeschichte mitschreibt, den darf man sich nicht entgehen lassen, wenn er mit 72 Jahren erneut auf Tour ist. Singer-Songwriter Albert Hammond und Band überzeugen nicht nur alteingesessene Fans, sondern auch die junge Generation aus den 90ern. Mit klangvollen Live-Instrumenten und einer überraschend jungen Stimme feiert Albert Hammond seine Liebe zur Musik bei einem fast ausverkauften Konzert auf der Burg Monschau. Am 27. August gibt es in Nürnberg vorerst die letzte Chance, Hammond mit seiner “Songbook Tour 2016” in Deutschland zu sehen.

In roter Lederjacke und roten Chucks stürmte der 72-jährige Singer-Songwriter am vergangenen Mittwochabend auf die Bühne der Burg Monschau. Im Rahmen seiner "Songbook Tour 2016" gestaltete Albert Hammond mit seiner Band den fünften Abend der diesjährigen Monschauer Festival-Reihe. Die Tribünen der Burg waren fast voll, als Hammond mit knapp zwanzigminütiger Verspätung mit "Everything I Want to Do" und "Down By the River" in ein facettenreiches Konzert startete.

Das Monschau Festival ist ein buntes und vielfältiges Kulturevent, das bereits seit fast zwei Jahrzehnten auf der Burg Monschau in der Eifel stattfindet. An neun Abenden im August fanden auch dieses Jahr wieder Konzerte, Opern und Musicals Open-Air auf dem Burggelände statt. Der Mix aus Klassik und Modernem lockt jährlich tausende Besucher an.

Er präsentierte 30 seiner erfolgreichsten Kompositionen. Viele seiner Werke schrieb er für Stars wie Joe Cocker, Johnny Cash und Tina Turner. Während er Songs wie "Nothing’s Gonna Stop Us Now" (Starship), "I don't Wanna Loose You" (Tina Turner) und "One Moment in Time" (Whitney Houston) selbst interpretierte, merkte jeder auf den Tribünen, mit wie viel Herzblut die Welthits entstanden sind und dass sie alle Hammonds persönliche Handschrift tragen. Hammond begeisterte das zu Beginn etwas verhaltene Publikum mit kleinen Anekdoten über die Zusammenarbeit mit anderen Musikern in den letzten 50 Jahren. Über Hits aus den 80ern und Evergreens, die wohl ein jeder kennt, machte Hammond eine Zeitreise in die 60er. Die eingängigen und fröhlichen Klänge des Rock'n'Roll ließen das Publikum unentwegt mitwippen. Überhaupt war Hammond sehr daran interessiert, die Zuschauer einzubeziehen. Er verließ inmitten des Konzerts die Bühne, um auf einer der Tribünen Hände zu schütteln und Fans zu begrüßen. Wenn man sich vor Augen führt, was er künstlerisch alles geleistet hat, ist es erstaunlich, wie wenige Starallüren er an den Tag legt. Ein kleines Manko hatte sein Konzert dennoch: Hammond entschied für sich dafür, keine Pause zu machen, und zog sein Programm innerhalb von zwei Stunden durch. Die vereinbarte Pause hätte dem Publikum neue Energie für die zweite Runde gegeben. Die Zuschauer sahen zwar gelegentlich auf die Uhr, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Hammond sagte, ihm sei zu kalt. Eine Ausrede, die man wohl mit einem Augenzwinkern so hinnehmen musste. Das Scheinwerferspektakel auf der Bühne dürfte nämlich genug Wärme für den Künstler und seine Band abgegeben haben.

Im Publikum wurden zu späterer Stunde immer mehr Jacken angezogen, denn der sternenklare Himmel ließ eine kühle Brise über dem Burggelände in der Eifel zu. Doch wie paradox: Je kälter es wurde, desto ausgelassener wurde das Publikum. Kein Wunder! Denn trotz seiner 72 Jahre hat Albert Hammond eine wahnsinnig klare und wandelbare Stimme, mit der er kinderleicht beide Stimmen des Duetts "To All the Girls I've loved before" (Willie Nelson & Julio Iglesias) hörbar getrennt voneinander performte. Man merkte ohnehin, dass er und seine Band viel Spaß bei der Sache hatten. Sie waren professionell und dennoch erstaunlich natürlich. Satte E-Gitarrenklänge, gefühlvolles Klavier und sanfte Akustikgitarren kamen bei dem Mix aus tanzbarem Rock'n'Roll, harmonischen Liebesballaden und hochwertiger Pop-Musik gezielt zum Einsatz und rundeten das Konzert ab. Mit fünf Zugaben, unter denen auch seine Hits "I'm a Train" und "It Never Rains in Southern California" waren, beendete Hammond bei Standing Ovation den Abend bei Mondschein an einem "beautiful place"1Zitat von Hammond zu Beginn des Abends..

Foto: Weiss-Verlag GmbH & Co. KG