Stellwerk Magazin

Interview Louder than Wolves

Vorwort

Am 08.07. fand in den Bonner Rheinauen zum dritten Mal das ROCKAUE-Festival statt. Die Fans durften sich in diesem Jahr auf den drei Bühnen auf Bands, wie In Extremo, Danko Jones, Callejon, Blues Pills, Skinny Lister, Heisskalt und die Kyle Gass Band freuen. Ich durfte hinter den Kulissen mit Olli und René der Köln/Bonner Alternative-Rock Band LOUDER THAN WOLVES sprechen, die an diesem Tag die Mainstage des Festivals eröffnet haben. Olli (Vocals, Rhythmusgitarre), René (Leadgitarre), Alex (Drums) und Max (Bass) haben sich Anfang 2015 zusammengefunden. Anfang diesen Jahres haben sie ihre erste EP „Heading for North“ veröffentlicht und kommen gerade von ihrer ersten Tour zurück.

Ihr habt heute einige neue Songs gespielt. Im Vergleich zu euren älteren Songs habt ihr euch ja nochmal ganz schön weiterentwickelt! Vor allem wenn man bedenkt, dass es euch erst seit 2015 gibt.

René: Ja, wir probieren uns stetig weiterzuentwickeln! Olli: Ja, das stimmt. Wir haben uns für die ROCKAUE das Ziel gesetzt, unser Set „aufzuwerten“. Dementsprechend haben wir die letzten Monate damit verbracht, neue Songs zu schreiben. Dabei sind (die drei neuen Songs, - Anm. d. Red. ) „Masquerade“, „The Forest“ und „Waves“ entstanden. Also ja, man kann schon sagen, dass wir uns weiterentwickelt haben.

Kanntet ihr euch denn schon bevor ihr LOUDER THAN WOLVES gegründet habt?

René: Nein… Olli: Willst du die Story erzählen? René: Ich habe Olli auf einem Konzert getroffen, er war gut angetrunken und hat mir Material gezeigt, das er selber geschrieben hatte. Irgendwann hat es sich dann ergeben, dass ich mal bei ihm bei der Probe war. Alex kannte ich schon aus einer vorherigen Band und habe ihn dann zu Olli und mir ins Boot geholt. So hat sich diese Band entwickelt. Olli: Es war „Liebe auf das erste Hören“. (lacht)

Was meint ihr denn, woran es liegt, dass ihr schon nach zwei Jahren so gut miteinander harmoniert?

René: Ich weiß nicht genau. Max habe ich schon in der Schule kennengelernt, und dachte damals direkt: „Okay, mit dem bin ich auf einer Wellenlänge!“ Bei Alex war es genau dasselbe. Mit ihm war ich ja schon vor LOUDER THAN WOLVES gemeinsam in einer Band. Ich habe dann gedacht: „Die beiden brauche ich unbedingt zusammen in einer Band!“ Und als ich Olli kennengelernt habe, war es wieder genau dasselbe. Dann war es sozusagen mein Masterplan, alle zusammenzubringen und es hat funktioniert! Und bis heute ist es noch genau so geil wie vor zwei Jahren!

Was das Songwriting angeht: Wie geht ihr ans Songwriting heran? Schreibt nur einer oder ist es ein gemeinsamer Prozess für euch?

Olli: Am Songwriting ist bei uns jeder beteiligt. Meistens startet es so, dass einer von uns mit einer Idee in den Proberaum kommt und sagt: „Hey, das Ding ist geil, lass uns da was draus machen!“ Dann basteln wir alle gemeinsam das Instrumentale zusammen. Da ist jeder gleich beteiligt. Für die Lyrics bin ich zuständig. Meistens ist es so, dass wir erst einen instrumentalen Song fertig haben und ich oft schon ein paar Fetzen oder Themen im Kopf habe, die ich gerne aufschreiben möchte, oder über die ich gerne einen Song schreiben würde. Sobald der instrumentale Teil fertig ist, setze ich mich nächtelang hin und schreibe die Lyrics. Ich bin da sehr perfektionistisch.

Also könnte man schon sagen, dass Musik und Texte bei euch eher getrennt voneinander entstehen?

Olli: Das kann man nicht so pauschal sagen. Meistens ist es so, dass zuerst das Instrumentale entsteht, manchmal habe ich schon Textideen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt auf Songs passen. Beides bedingt sich sehr stark. Beim ersten Zusammenspielen haben wir oft schon eine Melodie, aber eben noch keinen Text. Ich benutze dann erst einmal Wortbrücken und Wortfetzen, die noch gar keinen Sinn machen. Nach und nach tausche ich diese dann durch die eigentlichen Texte aus, die ich haben möchte.

Olli, eure Songtexte sind ja sehr gesellschaftskritisch, insbesondere die neueren, seit ‚Empty Promises‘ und ‚Heading for North‘, wie kam es zu dieser textlichen Entwicklung?

Olli: Ich glaube, dass ist auch eine Entwicklung von mir als Mensch. Ich habe mit 13 angefangen, Songs zu schreiben. Meine ersten Songs waren noch sehr auf mich und meine Probleme fokussiert. Für mich ist das Texte schreiben immer eine Art Ventil, um Dinge zu verarbeiten, aufzuarbeiten oder damit umzugehen. Deshalb waren meine ersten Texte alle sehr persönlich und beschäftigten sich sehr mit Themen, die mir widerfahren sind. Irgendwann war mir das zu monoton und ich wollte das gerne erweitern. Die Texte sind teilweise immer noch sehr persönlich und selbstreflektierend, aber stellen sich insgesamt viel breiter auf. Sie gehen teilweise, wie du gesagt hast, auch auf gesellschaftskritische Themen ein, wie zum Beispiel Materialismus oder die fortschreitende Digitalisierung usw. Das wollte ich gerne auch mit in meine Texte einfließen lassen. Und daraus sind jetzt unter anderem die neuen Songs entstanden.

Könnte man sagen, dass das auch eine allgemeine Entwicklung in der Band war, dass ihr eben älter geworden seid?

Olli: Ja, schon. René: Das kommt, denke ich, durch eine künstlerische Entwicklung, wenn du viel schreibst und viel machst. Man wird ja auch als Künstler älter und interessiert sich für andere Themen als diese typischen Ich-bezogenen Probleme eines 15-Jährigen. Dann geht man eben auch auf größere Probleme ein. Und ich glaube, das ist passiert! Olli: Das unterschreibe ich so.

Anfang des Jahres habt ihr eure erste EP „Heading for North“ veröffentlicht, heute durftet ihr die Mainstage der ROCKAUE eröffnen, wie nehmt ihr diese Erfolge wahr?

Olli: In dem Moment, in dem es passiert, ist es noch sehr unwahr. Man arbeitet immer darauf hin und irgendwo wird es etwas Alltägliches. Schließlich kommt dann dieser Moment und es ist einfach eine Erleichterung, weil man so lange darauf hingearbeitet hat. Wenn ich dann diesen Moment erlebe, denke ich gar nicht so richtig darüber nach. Irgendwann ertappe ich mich dann Wochen später bei dem Gedanken: „Ey, wir haben die Main Stage der ROCKAUE eröffnet! Wir haben Heisskalt im Backstage gesehen, wir haben mit In Extremo gequatscht!“ Das ist irgendwie fett, das ist echt geil!

René: Wenn ich meinem 8-jährigen Ich erzählen würde: „Du hast die Rockaue eröffnet oder du hast deine erste CD veröffentlicht“, dann würde ich komplett ausflippen. Aber dadurch, dass man ja wirklich hart dafür arbeitet, kommt das alles so schleichend. Mit der Zeit erreicht man immer größere Sachen, aber der nächste Schritt ist dann eben relativ nah an dem vorherigen Schritt. Es kommt nicht von jetzt auf gleich, so dass man dann komplett darüber ausrastet und es gar nicht wahrhaben kann. Es kommt, wie gesagt, sehr schleichend, und ein Schritt führt zum nächsten. Deshalb bleibt auch diese „Freude bis in den Himmel“ aus. Es kommt eben einfach mit der Zeit. Das fühlt sich dann sehr organisch an.

Wie war es denn für euch heute auf dieser riesigen Bühne zu spielen?

Olli: Es war einfach nur unglaublich! Ich kann das ehrlich gesagt gar nicht beschreiben. Pure Freude, pures Glück. Ich glaube, ich habe nur noch gestrahlt. René: Vollkommen!

Diese Frage müsst ihr wahrscheinlich öfters beantworten: Woher kommt denn eigentlich euer Bandname? Steckt da eine besondere Bedeutung hinter?

Olli: Der Bandname war meine Idee. Als dieses Projekt Anfang 2015 entstanden ist, hatte ich viele Namensideen im Kopf. Irgendwann hab ich mich für LOUDER THAN WOLVES entschieden. Die ursprüngliche Idee kommt aus dem Buch „Steppenwolf“ von Hermann Hesse. Darin geht es um den Protagonisten Harry Haller, der eine Art zwiegespaltene Seele hat. Auf der einen Seite steht seine menschliche Seite, die sehr angepasst lebt und an diese menschlichen Konventionen gebunden ist usw., und auf der anderen Seite steht diese wölfische Seite, die sehr rebellisch ist, sehr gesellschaftskritisch. Diese beiden Seiten stehen ständig im Konflikt miteinander. Das Bild mit dieser wölfischen Seite fand ich sehr schön. Ich kompensiere ja selber durch die Musik viel, was ich im Alltag oft nicht so rauslasse. Deshalb fand ich diese Metapher sehr cool. Hinzu kommt, dass wir einfach laute Musik machen. Bei uns ist der Ausdruck dieser Seite eben „Lauter als Wölfe“, das hat sich ganz gut ergeben.

Wo kann man euch denn demnächst sehen?

Olli: Am 29.07. kann man uns im MTC in Köln live erleben, wir spielen dort mit den Bands Taylor’s Flake und Prospect Villa. Am 14. August geht es dann weiter ins BLA in Bonn, wo wir im Rahmen des Green Juice WARM-UP mit Ultraschall spielen. Am 19.08. spielen wir mit Intrepid und Elevata in Düsseldorf im Haus Spilles.

Und zum Schluss: Was habt ihr für Pläne im nächsten Jahr?

René: Wir planen im nächsten Jahr eine weitere EP zu produzieren. Aktuell schreiben wir bereits intensiv daran und wollen unsere ganze Energie da reinstecken. Wir planen auch eine kleine Frühjahrstour und wollen einfach ein bisschen rumkommen. Aber der Hauptfokus liegt jetzt erst einmal darauf, das neue Material und diese Entwicklung, über die wir eben gesprochen haben, auf der Platte festzuhalten. Wahrscheinlich veröffentlichen wir sie gegen Mitte oder Ende 2018. Das wären für uns die nächsten Schritte, die wir gerne erreichen würden, und hoffen, dass wir das auch so hinbekommen!

Dann viel Erfolg! Und vielen Dank für das nette Gespräch!

Foto: Sonja Möller