Stellwerk Magazin

Vorbericht "Der Zwang"

Vorwort

Am 28.6.2018 feiert das Krux-Kollektiv mit seinem Theaterstück „Der Zwang“ Premiere in der studiobühneköln. Namens- und inspirationsgebend für das Stück ist die Novelle „Der Zwang“ von Stefan Zweig aus dem Jahre 1920. Die Novelle frei interpretierend setzt sich das Krux-Kollektiv in seiner Inszenierung mit existentiellen Grundfragen und der Selbstfindung auseinander. Die Premiere von „Der Zwang“ bildet gleichzeitig auch die Premiere des neu gegründeten Krux-Kollektivs. Es ist das erste Stück, das das aus Studenten zusammengesetzte Ensemble nun auf einer öffentlichen Theaterbühne inszeniert.

  • Spiel: Fee Zweipfennig
  • Konzept und Regie: Elsa Weiland
  • Musik: Vincent Stange in Zusammenarbeit mit KlangKönner
  • Choreografische Mitarbeit: Sophia Otto
  • Video: Joseph Baader
  • Assistenz: Veronika Tkac
  • Kostüm: Susanne Stange
  • Licht: Mathieu Otto

Der Inhalt des Theaterstücks „Der Zwang“ ist schnell erzählt: Es herrscht Krieg. F. ist überzeugter Deserteur und Pazifist und ist sich sicher, niemals in den Krieg zu ziehen und andere Menschen zu töten. Doch plötzlich kommt der Einberufungsbefehl und mit diesem auch der Zwang, sich für sein Land einzusetzen. F. sieht sich einer existentiellen Frage ausgesetzt: Zieht er in den Krieg oder nicht? Es ist eine Frage, die über Leben und Tod entscheiden wird, eine Situation, die auf F. sehr brutale Auswirkungen hat. Was folgt, ist ein quälender Entscheidungsprozess, der F. nicht nur intellektuell, sondern auch körperlich enorm viel abverlangt.

Der Zwang im Jetzt

Zeitlich unbestimmt, lässt sich diese Theaterhandlung in jede Gesellschaft und Zeit übertragen. So auch in unsere aktuelle Situation, die schließlich von extremen politischen Unstimmigkeiten und Umbrüchen geprägt ist. Wie kann man in einer Zeit, in der die einst als selbstverständlich angesehene Grundwerte plötzlich ins Wanken geraten, selbst Verantwortung übernehmen? Für Elsa Weiland, Regisseurin und Initiatorin des Krux-Kollektivs, ist dies eine wichtige Frage, die sie schon länger beschäftigt. Mit dem von ihr selbst konzipierten Theaterstück „Der Zwang“ möchte sie diese existentiellen und politischen Dimensionen auf die Theaterbühne bringen. Inmitten des gesellschaftlichen Zwangs ist es nämlich zunächst wichtig, für sich selbst eine gültige Haltung zu finden und sich zu positionieren. So wie F. muss ein jeder für sich selbst zunächst einen Entscheidungsprozess durchlaufen, um überhaupt handlungsfähig zu sein.

Termine: 28. 06 | Premiere (Ausverkauft!) /// 29. 06, 30.06 und 1. 07, jeweils 20 h

Mit „Der Zwang“ hat das Krux-Kollektiv ein in vielerlei Hinsicht besonderes Werk auf die Beine gestellt. Zum einen thematisiert es einen sehr brisanten und allgemeingültigen Prozess, dem sich jeder Mensch einmal ausgesetzt sieht. Jeder steht irgendwann vor einer alles entscheidenden, existenziellen Frage und muss sich schlussendlich positionieren – nicht nur im politischen Sinne. Zum anderen handelt es sich um ein „Ein-Frau-Theater“, bei dem die gesamte Handlung bzw. der innere Entscheidungsprozess von nur einer Schauspielerin dargeboten wird. Fee Zweipfennig, Studentin des Physical Theatres an der Folkwang Universität der Künste in Essen, widmet sich in dem Theaterstück voll und ganz der Fragilität und Zwiespältigkeit F.s, der von seinen Zweifeln und drängenden Fragen wahnsinnig zu werden droht. Es ist ein sehr intimer, verletzlicher und mitreißender Zugang zu F.s Person, die, anders als in der Novelle, alleine bleibt, damit zwischenmenschliche oder andere äußere Faktoren nicht in den Fokus geraten.

Wilde Bewegung und Tanz

Eine Novelle in Theatersprache zu überführen und für das szenische Spiel greifbar zu machen, war eine Herausforderung. Denn bei einer Textvorlage, die extrem das Innere adressiert, ist es wichtig, Bilder zu finden, um dieses auch ästhetisch und verständlich nach außen zu tragen. Genau dies hat das Krux-Kollektiv getan, indem es das rationale Verstehen-wollen und das körperliche Erforschen einander gegenüber gestellt hat. Der intellektuelle innere Monolog trifft auf wilde Bewegungen, szenisches Spiel trifft auf Tanzfolgen; immer wieder überschneiden sich diese beiden Ebenen und erschaffen auf diese Weise ein spannendes Verhältnis von Spiel und Handlung – der innere Prozess wird bebildert, sodass er erlebbar und nachvollziehbar wird. Das Tanz- und Theaterstück „Der Zwang“ ist das Premierenstück des Krux-Kollektiv, dessen Name ja bereits „die Krux an der Sache“ in sich trägt: Es spricht Probleme und Dilemma an, denen man sich ausgesetzt sieht und die stets neue Lösungsansätze verlangen. Während der Projektentstehung ist das Ensemble selbst auf viele Widerstände gestoßen und ist nun umso erfreuter, ihr erstes Stück dank einer Crowdfunding-Initiative an der studiobühneköln aufführen zu können. Die Besucher können sich sicher sein, dass sie an dem Aufführungsabend keine leichte Kost dargeboten bekommen, dafür jedoch ein sehr spannendes, mitreißendes Werk, das zum Nachdenken anregt.

Foto: © Krux Kollektiv