Stellwerk Magazin

Manu Delago Handmade

Vorwort

Ein Konzert der besonderen Art präsentierte sich am 21. Februar 2019 in der Kölner Philharmonie. Manu Delago Handmade, eine Tiroler Band um den studierten Schlagzeuger Manu Delago, widmete sich ganz den faszinierenden Klangwelten des Hangs. Bei diesem eher unbekannten Instrument handelt es sich um metallene Klangschalen, ähnlich der Steel Drum. Erfunden wurde es erst im Jahr 2000 in der Schweiz. Seitdem wurde es aber vielfach weiter entwickelt, sodass immer mehr Töne und Klangfacetten auf den Metallkugeln spielbar wurden. Manu Delago avancierte schnell zum führenden Hang-Spieler und wurde sogar von der Sängerin Björk als Tour-Mitglied eingeladen.

Manu Delago (©Lukas Lorenz)

Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre an jenem Abend in der Kölner Philharmonie. Überhaupt scheint alles ein wenig anderes. Das Foyer ist vergleichsweise leer, die Gäste locker und leger gekleidet, die Stimmung ist entspannt. Von der Strenge manch eines Klassik-Abends in der Philharmonie ist an diesem Tag nichts zu spüren. Auch der Saal präsentiert sich anders als sonst. Schon während des Einlasses erklingt leise, verträumte Musik. Die Bühne ist in Dunkelheit gehüllt, leichtes Scheinwerferlicht fällt auf die bereits aufgebaute Instrumenten-Kombo, die ebenfalls so gar nicht an bekannte Konzerte erinnert. Ein Flügel, eine Posaune, ein Akkordeon, ein kleines Keyboard, ein Drum-Set und das ungewöhnlichste Instrument des Abends, das Hang, stehen bereit und machen neugierig. Welche Musik wird wohl bei dieser Kombination erklingen?

Eins steht fest: So ungewöhnlich der Abend begonnen hat, so wunderlich wird er sich auch fortsetzen. Die Musik von Manu Delago Handmade ist traumhaft schön, zauberhaft und mystisch und versetzt einen in ferne Traumwelten.

Diese verträumte Stimmung entsteht sogleich, als Manu Delago das Hang zu spielen beginnt. Indem er mit seinen Händen über die metallenen Kugeln streicht und klopft, erschafft er eine wunderschöne, beinahe esoterische Klangwelt. Perkussiv und melodisch zugleich präsentiert er die unglaubliche musikalische Reichweite dieses Instruments. Dumpfe Klänge, den tiefsten Registern entstammend, oder auch helles Klirren, fast nur noch als hohe Frequenz wahrnehmbar: All dies entsteht aus den Metallschalen. Noch während der Zuhörer gebannt auf den jungen Musiker starrt und seinen Melodien lauscht, füllt sich auf einmal der Saal der Philharmonie mit weiteren Klangfarben. Zart und leise, wie aus einer anderen Welt, dringen plötzlich Melodien einer Violine hervor und mischen sich mit dem sanften Klang des Hangs. Nach und nach wird der Sound voller; die Musiker aus der Ferne bewegen sich im Dunkeln auf die Bühne zu und nehmen an ihren Instrumenten Platz: Manu Delago Handmade ist nun komplett. Die vier Musiker, allesamt Multi-Instrumentalisten, wechseln von Song zu Song die Instrumente; der Posaunist spielt plötzlich Akkordeon, die Violinistin setzt sich an den Flügel, wenn sie nicht gerade mit einer sanften Stimme melancholische Lieder singt, und Manu Delago wechselt von Hangs zum Schlagzeug. „Growlende“ Posaunen, eine perkussive Schlagzeug-Vokal-Geschichte oder auch eine musikalische Zahnputz-Einlage: Kein Song ist gleich. Doch haben sie alle gemeinsam, dass sie von einer magischen Stimmung geprägt sind, die sogleich fesselt. Manu Delago Handmade ist eine Band, deren Wirkung sich auf der Bühne entfaltet. Wer sie hört, der wird entführt in eine unbekannte, ferne Klangwelt.

Header-Bild: Manu Delago (©MariaKirchner)