Stellwerk Magazin

Ein Nachbericht Cardinals VI: Von Kopfnicken zu Headbanging

Vorwort

Das Cardinal Sessions Festival bietet seit zwei Jahren aufstrebenden Bands eine Bühne und überzeugt dabei mit einem außerordentlich guten Gespür für junges Talent. Das Festival zog in seiner sechsten Ausgabe ein Wochenende lang von Köln über Hamburg nach Berlin. So zeigten am 20. Oktober fünf junge Acts im Gebäude 9 ihr musikalisches Können und wir waren für das Stellwerk Magazin dabei.

Das Cardinals Sessions Festival ist ein bisschen wie das Craftbeer unter den Konzertreihen: Mit viel Liebe zusammengebraut, einzeln ausgesucht und mit einem Händchen für das, was ankommt. Zwischen Foodtruck, Merch-Stand und einer Bar im Innenbereich sammelte sich das einschlägige kölsche Szenepublikum – Mütze, Hochwasserhose und Jutebeutel inklusive. Wenn sich jene Musikliebhaber in Deutz-Mülheim tummeln, dann ist es wieder soweit. Schauplatz des Spektakels in Köln stellt traditionell das Gebäude 9 dar, was mit seinem verranzten Charme und Posterplakatierung die Herzen eines jeden hippen Musikfreundes höher schlagen lässt. „Hier haben wir einen schönen großen Innenhof und dadurch mehr Gestaltungsmöglichkeiten. So gibt es auch nur in Köln jedes Mal den Foodtruck und den Waffelstand“, sagte Veranstalter der Cardinal Sessions, Lenny. Auch die vom Veranstalter aufgestellte Fotobox sorgte für Unterhaltung.

Als Besucher der vorherigen Ausgabe des Festivals konnte man schon einige spannende Bands wie Leyya, Sion Hill, The Rumour Said Fire und Woman genießen, und sich umso mehr auf den 20. Oktober freuen. Dieses Mal machte die Wuppertaler Band Darjeeling den Anfang. Der Sound der drei Jungs ist inspiriert durch Einflüsse aus Kraut-Rock, Indie-Pop und Psychedelic. Die Wuppertaler wurden dem Titel ihres ersten Albums mehr als gerecht. Life Is an Intriguing Mosaique of Revealing Secrets – wie bei einem bunten Mosaik fügen Darjeeling unterschiedliche musikalische Strömungen zu ihrem eigenen kleinen Geheimnis zusammen, das sie an diesem Abend mit dem Publikum teilten.Das niederländische Duo Mister and Missisippi schickte uns nach diesem frenetischen Beginn auf eine Zeitreise: von ihrem klassischen Folksound führten sie uns mit neuartigem Synthie-Elektro-Pop in die Achtziger.

Natürlich darf bei einem so breit gefächerten Abend auch ein Singer/Songwriter nicht fehlen. Mit dem Briten Jordan Mackampa wurden unsere Erwartungen in keiner Weise enttäuscht. Der im Kongo geborene Künstler trug die Akustikgitarre auf dem Arm und das traurige Herz auf der Zunge. Ein spezieller Gast an diesem Abend war der Schwede Albin Lee Meldau, er passte mit seiner Akustikgitarre und alternativen Kunststudenten-Optik perfekt in die unkonventionelle Location und überzeugte ohne aufwendige Effekte mit Stimmbändern aus Samt und Stahl. Anders als gewohnt, stand er diesmal nicht mit vollem Arrangement auf der Bühne, sondern nur mit einer Background-Sängerin und einem Bassisten. Schön zu hören, dass Albin Lee Meldaus Stimme stark genug ist, um auch in kleinerer Formation auftreten zu können. Andere als die bis dato gezeigten Performances zeigten die Bands Pabst und Yak; krachiger, dröhnender Indie-Rock zum Höhepunkt des Abends. Dem Publikum fielen die Hornbrillen von der Nase. Mädchen hielten sich die Ohren zu. Und selbst die harten Jungs trugen Ohrstöpsel; es war laut. Zu laut vielleicht?

„Wir versuchen, die Zuschauer zu fordern“, so Lenny. „Nach jemandem wie Jordan Mackampa, der ja eher ruhigere Töne anschlägt, spielen dann die punkigen Yak – und hoffentlich guckt sich jeder Gast beides an und nimmt etwas davon mit nach Hause“.

Vielleicht ist es gerade diese Vielfalt, die das Erfolgsrezept der Cardinal Sessions ausmacht. „Alle Bands haben voll eingeschlagen“, freute sich Lenny. „Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe.“ – wir auch!

Foto: Cardinal Sessions

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