Stellwerk Magazin

Ein Kurzbericht Kurz und krass im Bunker

Vorwort

Kunst begegnet uns im Alltag öfter als wir denken – wir müssen nur richtig hinschauen! Strassengold, ein Forum für Streetart-Künstler mit Sitz in Köln holte am zweiten Adventswochenende die Projekte der Künstler von der Straße in den Bunker k101 in Ehrenfeld. Im Rahmen der Ausstellung „Fast Art – kurz und krass“ wurden die Werke verschiedenster Streetartists ausgestellt und die Besucher hatten die Möglichkeit, ein oder zwei ihrer Lieblingsstücke zu ergattern oder in der abschließenden Auktion zu ersteigern.

Die Körnerstraße – ein beschauliches Sträßchen am Rande von Ehrenfeld; die für das Kölner Stadtbild so typische Mischung aus Alt- und Sechzigerjahrebauten. Doch eine Sache passt hier so gar nicht ins Bild: ein dicht von Pflanzen bewachsener Betonklotz, der Bunker k101. Mahnend steht der Hochbunker hier wie ein Fremdkörper und erinnert an vergangene Zeiten.

Ein Bunker mit Geschichte

Bis 1938 stand hier eine vom Kölner Architekten Robert Stern entworfene jüdische Synagoge. In den Jahren 1942/43 wurde dann ein Luftschutzbunker unmittelbar neben der zerstörten Synagoge errichtet, in den letzten beiden Kriegsjahren diente dieser der Zivilbevölkerung als Schutz vor Luftangriffen, im Anschluss darauf als Notunterkunft für Ausgebombte. Zunächst sporadisch wirkte der Bunker seit 1981 als Ort für Kunst und Kultur, nach dem in den folgenden Jahren immer wiederkehrendem Bangen um den Ausstellungsort, einer großen Unterschriftenaktion, an der sich auch namenhafte Kölner, wie Wolfgang Niedecken oder René Böll, beteiligten, und der Gründung des „Fördervereins Hochbunker Körnerstraße 101 e.V.“ im Jahr 2012, finden hier endlich regelmäßig Kunst- und Kulturevents statt.

So verwandelt sich der kühle Bunker auch am zweiten Adventswochenende in eine bunte Kunstgalerie. Unter dem Titel FAST ART – kurz und krass stellt Strassengold eine vielfältige Mischung an unterschiedlichen Street Art Künstlern aus. Der Name ist Programm: von Freitag bis Sonntag können kunstinteressierte Besucher die außergewöhnlichen Werke der Künstler nicht nur bestaunen, sondern auch das ein oder andere Lieblingsstück erwerben. Einer der Künstler und Teil des Strassengold-Teams, Tom Weecks, erzählt uns über die Idee hinter der FAST ART Ausstellung:

„Unsere Motivation eine kurze Wochenendausstellung zu zeigen, ist es, ein breites interessantes Spektrum an Kunst in allen Preisklassen, von Kleinigkeiten bis zu Meisterwerken zu zeigen. Direkt von der Bunkerwand zum Mitnehmen an die eigene Wand oder unter den Weihnachtsbaum.” (Tom Weecks)

Die variierenden Techniken, Materialien und Ansätze der ausgestellten Künstler bieten dem Besucher die Möglichkeit, sich der Welt urbaner Street Art auf ganz besondere Weise zu nähern. Bei der FAST ART-Ausstellung ist für jeden Geschmack etwas dabei. Von politischer Satire im Pop Art-Stil, über geometrische Formgestaltung bis hin zu bunter Skurrilität präsentiert sich hier ein enorm breites Spektrum an interessanten Konzepten. Diese Vielfalt ist jedoch keinesfalls das Ergebnis einer kritischen Auswahl seitens Strassengold. Vielmehr spiegelt sich hier die Spannweite der Street Art Vielfalt wider, wie sie sich uns auch auf der Straße zeigt. Mal laut und expressiv, mal schüchtern und versteckt. Street Art ist eine Subkultur – die Kunstwerke so verschieden wie ihre Schöpfer.

© Lara Gerdes

© Lara Gerdes

Strassengold möchte die Initiative der Schaffenden fördern. Interessierte Street Art-Künstler, die den Kontakt zu den Betreibern von Strassengold suchen, sind herzlich eingeladen bei Projekten wie FAST ART mitzuwirken. Unter einer Bedingung: Jeder teilnehmende Künstler muss auch auf der Straße aktiv sein. Dass hier die Schwelle zwischen legaler und illegaler Kreativität auf der Straße oft verschwimmt, spielt keine Rolle. Nein, vielleicht macht gerade dieser Aspekt die urbane Street Art so erfolgreich und interessant. Die Motivation hinter der FAST ART-Ausstellung ist allerdings nicht ausschließlich die Präsentation von innovativer Street Art. Eine mindestens genauso zentrale Rolle spielen Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Die Ausstellung und insbesondere die Auktion, die als Ausklang der Wochenendausstellung fungiert, findet zu Gunsten der „Refugees Foundation e.V.“ statt. Bereits vergangene Strassengold-Projekte waren Teil dieser Kooperation:

„Es besteht bereits seit 3 Jahren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir entschieden uns damals für die ‚Refugees Foundation e.V.’, weil das Geld direkt und in voller Summe den Flüchtlingen in der Türkei und in Griechenland zu Gute kommt, keine Administrationskosten oder dergleichen. Kommende Woche wird unser Erlös in Höhe von 965 Euro in die Türkei mitgenommen und vor Ort werden Bekleidung und Nahrungsmittel gekauft. Das Geld kommt zu 100% bei den hilfsbedürftigen Menschen an. Unsere Projekte stehen mit Freude im Zusammenhang mit gemeinnütziger Arbeit. Wir, die Strassengoldkünstler, blicken gerne über den Tellerrand hinaus und finden es wichtig sich auch sozial zu engagieren.“ (Tom Weecks)

 © Tim Ossege

© Tim Ossege

Die Resonanz auf Projekte wie FAST ART ist durchweg positiv, sowohl der Kunst- und Kultur-Junkie, als auch der kunstinteressierte Newbie kann Street Art meist etwas abgewinnen. Mit ihren Ausstellungen bringen die Strassengold-Künstler immer wieder Menschen mit Street Art in Kontakt, für die Straßenkunst noch unerforschtes Terrain ist. In nächster Zeit stehen bei Strassengold neben der ein oder anderen Künstler-Kollaboration auch weitere Ausstellungen in anderen Städten in NRW an. Außerdem arbeitet die Crew aktuell an einem Onlineshop, wo demnächst Drucke, Sticker und Unikate der Street Art-Künstler online bestellt werden können. Last but not least wird es auch 2018 wieder eine große dreiwöchige Strassengold-Ausstellung zum CityLeaks-Festival geben, dem international einflussreichen Urban Art-Event in Köln.

Für mehr Infos und Einblicke in die Welt der Street Art empfehlen wir die WDR-Reportage „Die Stadt als Leinwand“, die im letzten September in Kooperation mit Strassengold entstand. Die Reporter von Westart begleiten verschiedene Street Art-Künstler unter anderem auf einem nächtlichen Schaffens-Streifzug. Spannende Einblicke hinter die Kulissen der Dreharbeiten gewährt Tom Weecks auch auf seinem Blog.

Header-Foto: © Tim Ossege

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