Stellwerk Magazin

POETICA 5 Lebogang Mashile

Vorwort

Seit jeher galt die Spoken-Word Szene als ein Bereich, der hauptsächlich von Männern dominiert und geprägt wurde. Lebogang Mashile ist eine der ersten Frauen, die das Wort ergriff und sich durchsetzte. Vor allem ihre Worte und ihre erstaunliche Energie erregen Aufmerksamkeit. Spätestens seit Beginn der Jahrhundertwende gehört sie zu den poetischen Größen Südafrikas. Im Januar 2019 haben nun auch Poesieliebhaber in Köln die Möglichkeit, Lebogang Mashile live zu erleben.

In dem Moment, in dem Lebogang Mashile die Bühne betritt und das Mikrofon greift, wird deutlich, dass sie sich nirgends wohler fühlt als vor Publikum. Mit ihren energiegeladenen Gesten und schnellen Bewegungen nimmt sie den ganzen Raum für sich ein. Ihre dunklen Augen versprühen Leidenschaft und mit ihren Worten und Themen reißt sie das Publikum mit. „Es ist, als würde ich in einen anderen Bewusstseinszustand treten und jede einzelne Person im Raum fühlen. Das gibt mir Kraft. Es ist wie eine Beziehung, ja ein Tanz. Und das Gedicht wird dabei lebendig“1https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-kraft-der-worte.1153.de.html?dram:article_id=182227 (20. Januar 2019), beschreibt Mashile die magische Beziehung zwischen Künstler und Publikum.

Der Weg zur Poesie

Als Tochter südafrikanischer Einwanderer wurde Lebogang Mashile am 7. Februar 1979 in den USA geboren. Mit 16 Jahren kehrte sie mit ihren Eltern zurück in ihr Heimatland. Während sie an der Witwatersrand-Universität in Johannesburg Jura und internationale Beziehungen studierte, kam der Wunsch auf, als Künstlerin zu arbeiten. Mashile begann, ihre Hip-Hop-inspirierten Gedichte aufzuführen. „Eines Nachts habe ich all meinen Mut zusammen genommen und eines meiner Gedichte vorgelesen. Ich verliebte mich Hals über Kopf in diese Sache. Von da an jagte ich jeder Auftrittsmöglichkeit hinterher“2https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-kraft-der-worte.1153.de.html?dram:article_id=182227 (20. Januar 2019), erzählt die Autorin über ihre ersten Vorträge. Schnell etablierte sie sich als eine der populärsten jungen Künstlerinnen Südafrikas. In den folgenden Jahren wurde sie zur Mitbegründerin des Kollektivs Feela Sistah, debütierte als Schauspielerin in dem für den Oscar nominierten Film „Hotel Ruanda“, spielte in verschiedenen Theaterproduktionen mit und veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Mit ihren Auftritten und Veröffentlichungen prägt Lebogang Mashile die vor allem jüngere, weibliche Lyrik Südafrikas maßgeblich mit.

Mashiles poetische Stimme

Die südafrikanische Autorin und Performerin bringt mit ihren Arbeiten und Auftritten vor allem politische Themen zur Sprache, befasst sich mit dem Leben in Südafrika und thematisiert Spiritualität, Identität sowie Gender. Auch bei Workshops setzt Lebogang Mashile auf die starken Worte und die Kraft der Poesie und spricht mit Jugendlichen über AIDS, Sexualität sowie die Genderproblematik. „Ein Dichter befindet sich in einer privilegierten und schwierigen Position. Während ein Dichter das Ohr des Königs oder Häuptlings hat, muss er die Bedürfnisse, Unzufriedenheiten, Wünsche und Sorgen des Volkes mitteilen”3https://lyrikline.wordpress.com/2009/10/29/speech-of-lebogang-mashile-at-the-opening-of-10-years-of-lyrikline-org-festivities/ (20. Januar 2019, Übersetzung S.S.), so die Autorin über ihre Rolle in der Öffentlichkeit. Mit ihrer Arbeit und ihren Auftritten will die Künstlerin die Menschen ermutigen, sich weltweit für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen.

Das ist Poesie

Auch Liebhaber der Poesie in Köln haben die Möglichkeit, sich im Januar 2019 bei der Poetica, dem Festival für Weltliteratur, von Mashiles mitreißenden Worten und ihrer Energie überzeugen zu lassen. Das Motto der diesjährigen Poetica ist Rausch. Unter dem Titel "Das ist Poesie" wird Mashile gemeinsam mit der in Südkorea geborenen schwedischen Autorin und Übersetzerin Mara Lee und der britischen Schriftstellerin, Herausgeberin und Lektorin Jo Shapcott Texte lesen und diskutieren. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird Mashile unter anderem das noch unveröffentlichte Gedicht Vulkanische Vulven vortragen, welches mit den folgenden Worten beginnt: „Aus welch unverwüstlichem Stoff ist doch das Herz einer Frau gemacht / Das Herz muss eine Vulva sein / Blutend / Sich dehnend / Sich zusammenziehend“. Des Weiteren soll über die Ekstase in der Dichtung diskutiert und der Frage nach einer Sprache des Kontrollverlustes und den Regeln hierfür nachgegangen werden.

Lebogang Mashile ist am Donnerstag, den 24. Januar 2019, um 19.30 Uhr im Alten Pfandhaus in Köln zu sehen. Moderiert wird das Gespräch von Aris Fioretos, dem Kurator der Poetica 5. Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt und wird simultan übersetzt. Der Eintritt liegt bei 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Die Karten sind an der Abendkasse erhältlich.

Foto: © (Lebogang Mashile)