Stellwerk Magazin

Musikfestival Jazz Against The Machine

Vorwort

Vom 4. bis zum 6. Juli 2017 war es wieder soweit: „Jazz Against The Machine“ (JATM). Das Festival hat sich seit seiner Gründung 2009 bereits fest in der Kölner Musiklandschaft etabliert. Nicht zuletzt aufgrund der musikalischen Vielfalt und dem genre-übergreifenden Programm erfreut sich JATM sowohl bei Künstlern als auch beim Publikum an großer Beliebtheit. Jeweils vier Künstler bzw. Bands präsentieren sich an den drei Abenden des Festivals und bieten dabei eine musikalische Crossover-Tour durch sämtliche Stile und Einflüsse der Popularmusik. Dabei ist das Line-Up so kreativ gestaltet, dass an jedem Abend für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wie unterschiedlich die Zusammenstellung ausfallen kann, habe ich am zweiten Abend des Festivals erfahren.

© Örn Ingi Unnsteinsson

Es ist ein schwül-warmer Sommerabend. Noch bevor das Festival seine Türen geöffnet hat, haben sich schon die meisten Gäste bei einem kühlen Getränk im Biergarten des ARTheaters eingefunden. Die Stimmung ist locker, das Publikum gemischt. Der studentische Charakter des JATM-Festivals sticht sofort heraus. Gegen 20 Uhr ertönt eine Glocke; es wird um Einlass gebeten, die erste Band kann beginnen. Der schummrig-atmosphärische Eventraum des ARTheaters ist mit Stuhlreihen bestückt, die sich ziemlich schnell bis auf den letzten Platz füllen. Bald darauf betritt auch schon der Moderator des Abends die Bühne und kündigt nach begrüßenden Worten die erste Band an: BUNGALOW. Eine Nachwuchs-Band aus Bonn, vor einem Jahr gegründet, die im Rahmen des JATM ihren allerersten Gig spielt.

BUNGALOW

Die fehlende Erfahrung mit dem Live-Publikum merkt man den vier Musikern allerdings in keinem Moment an. Sie wirken jung, aber dennoch sehr souverän und eingespielt. Vor allem ist es die Freude an der Musik, die sie auf der Bühne ausstrahlen. BUNGALOW ist eine Fusion-Jazz-Band, bestehend aus Bass, Gitarre, Keyboard/ Synthesizer und Schlagzeug. Ihre Musik ist rein instrumental, im Fokus steht dabei eher der Klang bzw. das Zusammenspiel verschiedener Klänge als melodiöse Passagen. Beinahe jeder Song der vier Jungs ist geprägt von einem sukzessiven Klangaufbau, bei dem jedem Instrument genügend Zeit für Solo-Einlagen und Improvisation gegeben ist. So stehen zum Beispiel die charakteristischen Basslines genauso im Mittelpunkt wie die Jazz-Gitarrensoli und der Synthesizer. Auch der Schlagzeuger kann mehrfach beweisen, dass er mehr als nur ein Rhythmus-Instrument spielt. Musikalisch bewegen sich BUNGALWOW dabei zwischen minimalistischen Fusion-Sounds, laid-back gespieltem Jazz, aber auch härteren Rock-Einflüssen.

BABS

Einen ganz anderen Klang hingegen schlägt die zweite Band BABS an. Das aus den Niederlanden stammende Quintett rund um die Sängerin Babs, das zudem an diesem Abend Deutschlandpremiere feiert, lässt sich in die Jazz- und Soul/Blues-Szene einordnen. Bereits der erste Song weist einen experimentellen Charakter auf und nimmt das Publikum sogleich mit auf eine Reise ans Meer: Wellenrauschen und Möwengeschrei erklingen leise und geheimnisvoll – ausschließlich mit Stimme und den Instrumenten erzeugt. Hinzu kommt der experimentelle Gesang von Babs, der die Soundeindrücke auf eine neue Ebene hebt. Jedoch bleibt es nicht nur bei dem unkonventionellen Gesang; in Jazz-Balladen beispielsweise zeigt Babs ihre glockenklare, sanfte Stimme bei eingänglichen Melodien, in von Pop und Rock beeinflussten Songs hingegen beweist sie Kraft und Stärke. Je nach Genre variiert sie ihren Gesang und passt sich perfekt an den Sound ihrer Band an. Insbesondere Blues- und Soul-Liebhaber werden ihre Freude an BABS haben.

MULLEIN

Während man sich in einem Moment noch in einer Jazz-Bar sitzen sieht, befindet man sich plötzlich mit der nächsten Band MULLEIN mitten auf einem Festival-Platz. Die zuvor aufgestellten Stühle sind der freien Tanzfläche gewichen und statt den bisherigen verhältnismäßig leisen Klängen krachen nun bebende Bass- und Gitarrensounds aus den Boxen. Es wird laut mit MULLEIN. Sehr laut. Die aus Bayern stammenden Jungs machen Indie-Rock, aufgeladen mit experimentellen Synthesizerklängen und Soundeffekten. Es ist eine spannende, abwechslungsreiche Musik, die mit ihrem Beat definitiv auf das Publikum überspringt.

PLANETARIUM

Denkt man, mit den bisherigen Bands wäre nun stilistisch alles abgedeckt, so irrt man sich. Denn mit der letzten Band des Abends, PLANETARIUM, schlägt das JATM-Festival erneut eine neue Richtung ein: Indie-/Elektro-Pop. Mit groß gestaltetem Bühnenbild und Video-Installationen umgibt sich die Band mit einer geheimnisvollen Aura. Kleine Planeten hängen von der Bühnendecke, die bunt angeleuchtet werden, Licht- und Farbeffekte umspielen die Musiker. Beinahe wie bei einer Theater-Inszenierung beginnt der Gig mit einer Stimme aus dem Off; sie erzählt von Liebe, von Glaube, von Hoffnung. Elektronische Klänge untermalen die literarische Darstellung. Auch in anderen Songs ist es vor allem das Spiel mit Sprache und den Lyrics, das den Auftritt von PLANETARIUM so spannend macht. Bass-lastige Elektro-Sounds bieten den Rahmen für persönliche und zeitgemäße Worte der Sängerin.

© Carsten Arnold

Das JATM-Festival hat somit an nur einem einzigen Abend eine musikalische Brücke zwischen Fusion, Soul, Rock und Elektro-Pop geschlagen. Bei einem derart abwechslungsreichen Programm ist der Erfolg des Festivals nicht verwunderlich.

Header: © Bungalow

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